Ratgeber:
In Obligationen investieren

Geld zurückzulegen ist ein essenzieller Baustein, um auch im Ruhestand finanziell sorgenfrei leben zu können. Die Anlage von Geldern am Kapitalmarkt ist dafür unerlässlich. Neben Aktien können hier auch die unterschiedlichen Arten von Obligationen eine wesentliche Rolle im Anlagemix spielen. Dieser Beitrag erläutert, was Obligationen sind und stellt alles rund um dieses Thema vor, was Sie dazu wissen müssen.

Definition und alternative Begriffe

Jeder braucht Geld. Staaten benötigen Kapital für den Bau von Infrastruktur oder die Finanzierung des Haushaltes. Unternehmen brauchen neue Produktionsstätten, Maschinen oder wollen sich neue Märkte erschliessen.

Ein Weg, um sich das dafür benötigte Kapital zu besorgen, ist die Emission oder Ausgabe von Obligationen. Der Emittent nimmt damit Fremdkapital, also einen Kredit, auf. Während der Käufer mit dem Kauf der Obligation dem Schuldner den entsprechenden Betrag zur Verfügung stellt, verbrieft die Obligation als Forderungspapier den Anspruch des Inhabers auf regelmässige Zinszahlungen als Ausgleich für die Überlassung des Kapitals und die Rückzahlung am Ende der Laufzeit.

Obligationen sind somit Wertpapiere mit einem fixen Coupon und einer festen Laufzeit. Obligationen, die im englischsprachigen Raum Bonds und in Deutschland Anleihen heissen, werden deshalb auch als festverzinsliche Wertpapiere bezeichnet. Daneben gibt es als geläufige Synonyme noch den Begriff der Schuldverschreibung sowie das Wort Rentenpapier (siehe Exkurs).

Exkurs: Eine kurze Geschichte der Obligationen

Laut Wikipedia wurden die ersten Rentenpapiere im frühen Mittelalter herausgegeben, meist als Kriegsanleihen. Eine erste frühe Form der Staatsanleihe war ein Kredit des Dogen Vitale Michiel II. im Jahr 1156 in Venedig. Er nahm bei den venezianischen Bürgern für einen Zins von vier Prozent Geld auf. Das Wort Rentenpapiere geht auf das altfranzösische Wort rendre zurück, das so viel bedeutet wie Ertrag.

Festverzinsliche Wertpapiere werden nach der Emission am Kapitalmarkt börsentäglich gehandelt, wo Privatanleger und institutionelle Investoren (z. B. Pensionskassen, Versicherungen) diese kaufen und verkaufen. Der Kurs einer Obligation ergibt sich dabei aus Angebot und Nachfrage, die wiederum von verschiedenen Einflussfaktoren wie der Geldpolitik, der Zinsentwicklung oder auch dem makroökonomischen Umfeld bestimmt werden.

Laut dem Datenportal Visualcapitalist waren im Jahr 2022 weltweit Obligationen im Volumen von 133 Billionen Dollar notiert. Zum Vergleich: Der globale Aktienmarkt brachte es laut dem Datenportal Statista auf 98,5 Billionen Dollar.

Die Abgrenzung zum Pfandbrief

Ähnlich wie ein festverzinsliches Wertpapier haben auch Pfandbriefe eine feste Laufzeit und bieten eine regelmässige laufende Verzinsung und die Rückzahlung des Kapitals am Ende. Der Unterschied liegt darin, dass Pfandbriefe anders als Obligationen gedeckte Schuldverschreibungen sind. Das heisst, sie sind mit Sicherheiten hinterlegt. In der Schweiz sind Pfandbriefe sehr streng geregelt:

[...] Das eidgenössische Pfandbriefgesetz von 1930 bildet einen strengen Rahmen für die Ausgabe von Pfandbriefen in der Schweiz. Sie dienen der Beschaffung von langfristigen Mitteln für die Finanzierung des Hypothekargeschäftes der Banken. Der Schweizer Pfandbrief® ist ein mit besonderen Sicherheiten ausgestattetes Wertpapier.

Pfandbriefe dürfen in der Schweiz nur von den beiden im Pfandbriefgesetz verankerten Pfandbriefinstituten herausgegeben werden. In Deutschland brauchen Kreditinstitute eine Erlaubnis zur Ausübung des Pfandkreditgeschäfts durch die Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin.

Die zur Deckung eingesetzten Sicherheiten, also der Hypothekarschuldner und das Pfandobjekt, das beispielsweise eine Immobilie oder ein Grundstück sein kann, haften letztlich für den Pfandbrief. Damit bieten Pfandbriefe ein sehr hohes Mass an Sicherheit und gelten gar als mündelsicher.

Anleihe vs. Aktie

Zwar werden Aktien wie auch Anleihen am Kapitalmarkt gehandelt, wobei bei beiden der Kurs durch Angebot und Nachfrage zustande kommt, sonst aber unterscheidet sich die Aktie deutlich von der Obligation. Dies wird dann besonders deutlich, wenn man eine Unternehmensanleihe mit einer Aktie vergleicht.

Bei einer Unternehmensanleihe wird der Käufer zum Gläubiger. Er gibt dem Unternehmen also einen Kredit und damit zählt das durch die Ausgabe der Obligation aufgenommene Geld zum Fremdkapital. Kauft ein Anleger dagegen die Aktie eines Unternehmens, dann wird er Miteigentümer. Damit zählt die Aktie zum Eigenkapital.

Aktien haben – im Unterschied zum festverzinslichen Wertpapier – keine feste Laufzeit, allerdings bekommen Aktienbesitzer, sofern das Unternehmen Dividenden zahlt, eine Beteiligung am Gewinn und damit ebenfalls eine regelmässige Ausschüttung.

Während eine Anleihe aber eine fixe Czahlung hat, ist die Dividende nicht garantiert. Läuft es für ein Unternehmen wirtschaftlich schlecht, kann sie gekürzt werden oder ganz ausfallen. Die Dividende ist deshalb nicht mit der festen Verzinsung einer Anleihe gleichzusetzen.

Weitere Unterschiede sind, dass Aktionäre das Recht haben, an der jährlichen Generalversammlung teilzunehmen und abzustimmen. Zudem haben sie ein Bezugsrecht an neu ausgegebenen Aktien. Bei Aktien gibt es zudem kein Recht auf Rückzahlung des investierten Kapitals. Geht das Unternehmen Konkurs, werden Anleihebesitzer vor den Aktionären vorrangig bedient.

Die verschiedenen Arten von Obligationen

Staatsanleihen

Die geläufigste Form ist die Obligation der öffentlichen Hand, also Anleihen von Ländern wie der Schweiz, den USA oder der Bundesrepublik Deutschland (BRD). Zu den bekanntesten Staatsanleihen zählen Bundesanleihen und die so genannten Treasuries, also US-Staatspapiere.

Zudem werden auch von der Schweizerischen Eidgenossenschaft oder den einzelnen Bundesländern Obligationen herausgegeben, die ebenfalls im weitesten Sinne zu den Staatsanleihen gezählt werden. Informationen zu öffentlichen Obligationen in der Schweiz bekommen Anleger bei der Schweizer Nationalbank.

Unternehmensanleihen

Ebenfalls als Emittenten von Obligationen treten Unternehmen aller Art auf. Dazu zählen neben mittelständischen Firmen zum Beispiel auch die Konzerne aus dem Schweizer Leitindex SMI wie Nestlé, Roche, Novartis, Sika oder Swisscom. Von Kreditinstituten wie den Schweizer Raiffeisenbanken, der Migros Bank, der ZKB oder der UBS werden sogenannte Bankanleihen herausgegeben.

Investment Grade vs. Hochzinsanleihe

Von Unternehmen herausgegebenen Anleihen können in Investment Grade und High Yield, also Hochzins, unterteilt werden. Erstere sind Obligationen von Emittenten mit einer besseren Bonität oder Kreditwürdigkeit, was sich in einem guten bis sehr guten Rating niederschlägt (vgl. dazu Abschnitt Rating). Sie sind in der Regel niedriger verzinst, da sie als weniger risikoreich gelten.

Die Emittenten von Hochzinsanleihen zeichnen sich dagegen durch eine schlechtere Bonität aus. Sie sind entsprechend mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von einem Zahlungsausfall bedroht. Da High-Yield-Bonds folglich aus Anlegersicht riskanter sind, müssen sie eine höhere Verzinsung als Ausgleich bieten.

Spezielle Obligationen

Die Wandelanleihe

Wandelanleihen, englisch Convertible Bond, sind Kombinationsprodukte zwischen Aktien und Anleihen. Die Papiere haben eine Anleihekomponente, das heisst sie funktionieren wie eine Unternehmensanleihe mit fester Verzinsung, die am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt wird.

Zusätzlich beinhalten sie das Recht, anstelle der Rückzahlung zum Nennwert die Aktie des Emittenten zu einem vorher festgelegten Preis zu erwerben. Damit profitieren Anleger einerseits von einem Kursanstieg der zugrundeliegenden Aktie, während die Anleihekomponente einen Schutz nach unten bietet.

Die Nullcouponanleihe

Nullcouponanleihen oder Zerobonds, haben keinen Zinsschein und damit keine laufende Verzinsung. Den Zinsertrag bekommen Anleger erst am Ende der Laufzeit zusammen mit der Rückzahlung der Anleihe ausgezahlt.

Inflationsgeschützte Anleihen

Diese Anleiheart, die in der Regel wie Staatsanleihen von Ländern herausgegeben werden, bieten einen Inflationsausgleich. Konkret sind deren Tilgungs- und jährlichen Zinszahlungen an die Inflationsrate, also an den Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), gekoppelt.

Steigt der LIK, dann steigen auch die Zinszahlung und der Nennwert der Anleihe, womit diese Obligationen Schutz vor dem Kaufkraftverlust des angelegten Geldes bietet. Umgekehrt drohen bei einer Deflation, also in einem Umfeld sinkender Preise und einem entsprechenden Rückgang des LIK, sinkende Couponzahlungen.

Genussscheine

Diese spezielle Art der Obligation hat Eigen- und Fremdkapitalelemente. Einerseits bietet ein Genussschein ebenfalls die vollständige Rückzahlung des Kapitals am Ende Laufzeit, andererseits haben Anleger – ähnlich wie bei einer Aktie – die Chance auf eine Beteiligung am Unternehmenserfolg über eine Gewinnausschüttung.

Die Funktionsweise von Obligationen

Der Nennwert – unter oder über pari

Obligationen werden in der Regel zum Nennwert von 100 Prozent herausgegeben und auch die Rückzahlung erfolgt zu diesem Kurs. Notiert die Anleihe bei 100 Prozent, dann wird das als «pari» bezeichnet. Notiert sie darüber, dann notiert sie «über pari», bei Kursen unter dem Nennwert ist die Anleihe «unter pari».

Zwar ist der Kurs einer Anleihe aufgrund von Angebot und Nachfrage im Zeitablauf Änderungen unterworfen, allerdings hat auch das Marktzinsniveau Einfluss auf die Kursentwicklung.

Warum aber fällt nun der Kurs einer Anleihe, wenn das Marktzinsniveau steigt und umgekehrt? Angenommen das allgemeine Zinsniveau steigt, dann nimmt der Wert von Anleihen, die sich bereits länger am Markt befinden, ab, weil deren Couponzahlung nun niedriger ist als die Verzinsung neuer Anleihen, die an den Markt kommen. Folglich muss der Preis dieser älteren Anleihen sinken, wenn das allgemeine Zinsniveau steigt. Umgekehrt verhält es sich, wenn das allgemeine Zinsniveau sinkt.

Die Anleiherendite

Anleiheinvestoren müssen zudem zwischen der Rendite einer Anleihe und deren Verzinsung unterscheiden. Denn die Anleiherendite setzt sich aus der laufenden fixen Couponzahlung bis zum Ende der Laufzeit, dem aktuellen Kurs und dem Rückzahlungskurs der Anleihe zusammen.

Notiert eine Anleihe unter pari, wird aber zu 100 Prozent zurückgezahlt, dann kommt zur laufenden Verzinsung noch der Kursgewinn bis zum Laufzeitende hinzu. Notiert sie über pari, kommt es bis zum Laufzeitende zu Kursverlusten, die sich negativ auf die Rendite auswirken.

Die Laufzeit und deren Einfluss auf die Rendite

Obligationen sind, wie bereits erläutert, mit festen Laufzeiten oder auch Fälligkeiten ausgestattet. Grob unterschieden werden kurzfristig laufende Obligationen oder Short-Term Bonds mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren, medium-term Bonds oder Titel mit mittlerer Laufzeit von fünf bis sieben Jahren und Long-Term Bonds oder langfristig laufende Papiere mit mehr als sieben Jahren.

Je nach Laufzeit reagieren festverzinsliche Wertpapiere sehr unterschiedlich auf Veränderungen des allgemeinen Zinsniveaus. Grundsätzlich gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher der Kursverlust bei einem Zinsanstieg. Wer also in nächster Zeit steigende Zinsen erwartet, sollte sich auf kürzere Laufzeiten konzentrieren. Bei sinkenden Zinsen sind umgekehrt die Kursgewinne bei langlaufenden Obligationen am grössten.

Neben der Laufzeit gibt es bei Anleihen auch die sogenannte Duration, die ebenfalls in Jahren angegeben wird. Sie beschreibt die Kapitalbindungsdauer, wobei bei ihrer Berechnung im Unterschied zur Restlaufzeit einer Obligation zwischenzeitliche Zins- oder Tilgungszahlungen berücksichtigt werden. Aus diesem Grund fällt die Duration in der Regel etwas kürzer aus als die Restlaufzeit.

Die Bonität und das Rating

Die Kreditwürdigkeit des Emittenten, auch Bonität genannt, ist ein wesentlicher Faktor bei einer Investition in festverzinsliche Wertpapiere. Grundsätzlich wird die Bonität von Emittenten von Ratingagenturen festgestellt. Die grössten und bekanntesten sind Standard & Poor’s (S&P), Fitch und Moody’s.

Die Bestnote beim Rating ist bei S&P die Note AAA (Triple A), die beispielsweise die Schweiz oder die Bundesrepublik Deutschland haben. Emittenten mit einem Rating von AAA bis BBB zählen zum Investment-Grade-Bereich.

Eine Ratingtabelle mit einem Überblick über die Bewertungen verschiedener Agenturen finden Sie beispielsweise bei der Börse Frankfurt.

Unterhalb von BBB, also ab BB, beginnt der Speculative-Grade-Bereich. Grundsätzlich gilt, dass das Risiko eines Zahlungsausfalls umso höher ist, je schlechter das Rating ausfällt. Dieses Risiko müssen Emittenten von High-Yield-Anleihen dadurch ausgleichen, dass sie höhere Zinsen zahlen, um sich über eine Anleihe am Markt zu verschulden. Aus Anlegersicht heisst das, dass sie sich eine höhere Verzinsung mit einem grösseren Zahlungsausfallrisiko erkaufen.

Wichtig für Anleger ist zudem, dass den jeweiligen Rating-Noten bestimmte historische Ausfallwahrscheinlichkeiten entsprechen. Bei Emittenten mit der Bestnote Triple A liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Zahlungsausfall kommt, auf Sicht von einem Jahr bei null Prozent, auf Sicht von vier Jahren bei 0,1 Prozent. Bei Emittenten mit einem Triple B steigt sie auf Sicht von vier Jahren auf 1,6 Prozent, bei Schuldnern mit einem BB sind es bereits 9,4 Prozent.

Obligationen und die Korrespondenz mit der Wirtschaftslage

Ein wesentlicher Einflussfaktor für festverzinsliche Wertpapiere ist die Geldpolitik der Notenbanken und insbesondere die der führenden Volkswirtschaften wie der Federal Reserve in den USA, kurz Fed genannt, sowie der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie sind in der Regel als oberstes Ziel für die Preisstabilität in ihrem jeweiligen Währungsraum verantwortlich. Diese steuern sie über den Leitzins.

Steigt die Inflation über die Zielmarke von zwei Prozent, dann erhöhen sie die Leitzinsen. Umgekehrt senken sie diese. Das wiederum beeinflusst das allgemeine Marktzinsniveau und damit die Rendite von Anleihen sowie – wie erläutert – deren Kursentwicklung.

Eng damit verknüpft ist folglich die konjunkturelle Entwicklung. Da in einem Aufschwung oder einem Boom die Preise tendenziell steigen, werden die Notenbanken die Zinsen eher erhöhen, um eine Überhitzung der Volkswirtschaft mit einer ansteigenden Teuerungsrate zu verhindern. In einer Rezession dagegen fallen die Preise, weshalb die Zentralbanken dann Zinssenkungen durchführen.

Vor- und Nachteile von Obligationen

Sichere Staats- und Unternehmensanleihen

Festverzinsliche Wertpapiere haben aufgrund ihres fixen Zinscoupons zunächst einmal den Vorteil laufender und planbarer Erträge und sind damit für alle Anleger interessant, die nach einem regelmässigen Einnahmestrom suchen. Den bekommen Anleger aber nur, solange der Emittent zahlungsfähig bleibt.

Aus diesem Grund sollten Investoren, die laufende Erträge haben möchten, sichere und stabile Staatsanleihen mit einem möglichst hohen Rating bevorzugen. Diese bieten in einem gemischten Portfolio mit Aktien noch einen weiteren Vorteil:

Da sie sich in der Regel nicht eins zu eins wie die Aktienmärkte entwickeln und zumeist eine geringe Volatilität aufweisen, bieten sie gegenüber Aktien in einem normalen Umfeld einen Diversifikationseffekt.

In einem Portfolio können sichere Anleihen helfen, das Risiko zu reduzieren, wenn es zum Beispiel am Aktienmarkt zu einem Crash kommt. Staatsanleihen höchster Bonität bieten somit Sicherheit.

Risikolos sind aber auch sichere Anleihen nicht. Auch bei ihnen kann es zu mitunter starken zwischenzeitlichen Kursverlusten kommen, wenn die Zinsen und die Rendite massiv ansteigen, so wie im Jahr 2022. Zudem gilt es die reale Anleiherendite zu berücksichtigen, also die Rendite abzüglich der Inflation. Ist die Inflation höher als die Rendite einer Anleihe, dann verliert das angelegte Kapital real an Wert. Und schliesslich sind auch bei Schuldnern hoher Bonität Zahlungsausfälle nicht ganz auszuschliessen.

Exkurs: Das klassische 60/40-Portfolio

In ein gut strukturiertes Portfolio gehören sowohl Aktien wie auch Anleihen. Die traditionelle Aufteilung zwischen beiden Anlageklassen liegt bei 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen, wobei hier in der Regel sichere Staatsanleihen aus der Schweiz, den USA oder Deutschland bevorzugt werden. Der Gedanke dahinter:

In der Regel schwanken die Kurse von Aktien stärker als die der genannten Staatsanleihen, wie sich an einem Vergleich zwischen den Volatilitätsindizes VIX, der die erwartete Schwankung des US-Leitaktienindex S&P 500 misst, und dem MOVE, der die erwarteten Schwankungen bei US-Staatsanleihen abbildet, zeigt.

Anleihen sollen also, so die Theorie, das Portfolio vor allem in schwierigen Marktphasen stabilisieren, während die Aktienkomponente langfristig für die Erträge sorgt.

Ob eine solche Aufteilung in der Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre noch sinnvoll war, ist umstritten. Letztlich aber ist die Asset Allocation eng mit der Risikotoleranz und den Anlagezielen des einzelnen Anlegers verknüpft, weshalb eine optimale Portfolioaufteilung für jeden Privatanleger anders aussehen kann.

Hochzinsanleihen

Der oben angesprochene Diversifikationseffekt gilt für High-Yield-Bonds, die auch als Junk Bonds bezeichnet werden, nicht im gleichen Masse. Gerade in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld, in dem die Aktienkurse unter Druck geraten können, können verstärkt Zahlungsausfälle bei dieser Art von Obligationen auftreten. Deren Nachteil besteht somit darin, dass sie höhere Verlustrisiken bergen.

Dem steht der Vorteil der höheren Verzinsung gegenüber. Dies kann solche Papiere für risikobereite Anleger unter bestimmten Voraussetzungen durchaus attraktiv machen.

Investieren in Obligationen

Der Anleihehandel

Obligationen zu handeln ist deutlich schwieriger als Effektengeschäfte mit Aktien. Zwar sind auch Anleihen an der Börse notiert, doch weisen sie in der Regel eine deutlich höhere Stückelung auf. So liegt die Mindeststückelung oftmals bei mindestens 1‘000 Euro oder Franken, bei vielen Anleihen beträgt sie sogar deutlich mehr.

Damit ist es für Privatanleger nicht einfach, sich ein diversifiziertes Portfolio aus verschiedenen Anleihen selbst zusammenzustellen. Mit der Tokenisierung von Schuldverschreibungen soll es künftig zwar möglich sein, auch mit kleineren Beträgen Obligationen zu erwerben, doch steht dieser Markt noch ganz am Anfang.

In seltenen Fällen kann es für Anleger zwar sinnvoll sein, Anleihen einzeln zu kaufen. Allerdings ist es immer ratsam, sich vor dem Erwerb einer Obligation mit dem Emittenten sehr genau auseinanderzusetzen und auch während des Haltens der Anleihe dessen wirtschaftliche Entwicklung laufend zu beobachten. So kann sich beispielsweise die Frage stellen, ob es Sinn macht, eine Anleihe bis zur Endfälligkeit zu halten, und ob es besser ist, diese vorzeitig zu verkaufen.

Anleihefonds und -ETFs

Der einfachste Weg, breit gestreut in Obligationen zu investieren, sind Investmentfonds und Exchange Traded Funds (ETFs), also Indexfonds. Inzwischen gibt es zahlreiche Anleihe-ETFs, die passiv einen Anleiheindex nachbilden und sich durch vergleichsweise geringe Kosten und eine hohe Transparenz auszeichnen.

Dort können Anleger auch mit kleineren Beträgen zum Beispiel in Staatsanleihen aus der Schweiz oder den USA investieren und haben dabei die Möglichkeit, gezielt kurze, mittlere oder lange Laufzeiten zu wählen.

Zwar gibt es auch ETFs für Hochzinsanleihen, da in den riskanteren Segmenten des Obligationenmarktes jedoch der Einzeltitelauswahl eine grössere Bedeutung zukommt, werden hier häufig aktiv verwaltete Fonds empfohlen.